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Nikkei: Dividenden sorgen für Ärger

Über den Tisch gezogen fühlt sich Anleger L.: Er hat mehrfach Nikkei-Calls gekauft und will nun Teile davon wieder losschlagen. Dabei stellt er fest, dass vergleichbare Papiere anderer Anbieter vier bis acht Cent mehr einbringen als seines. Doch die Preise sind fair, Schuld sind Dividenden.

Die Emittentin der Nikkei-Scheine, die Deutsche Bank, stellt für die von L. erstandenen Papiere (WKN: DT79L9, fällig am 30. März 2015) nur noch Rückkaufkurse, das heißt Kunden können ihre Bestände noch veräußern, aber nicht mehr kaufen. Das macht L. stutzig, er fürchtet ungünstige Kurse und vergleicht die Preise seines Scheins mit den Papieren anderer Anbieter. Das Ergebnis schockiert ihn: ein Knock-out-Call der Citi (WKN: CC4LY2) mit vier Tagen weniger Laufzeit, aber ebenfalls mit Basis und Knock-out-Level von 16200 Punkten, bringt im Verkauf rund sieben Prozent mehr als sein Schein. Teils sind die Verkaufskurse anderer Papiere noch höher. Geht es hier noch mit rechten Dingen zu und warum werden nur Rückkaufkurse gestellt?

Der Grund dafür sei eine Optimierung der Produktpalette, heißt es bei der Deutschen Bank. Ursache der Kursabweichung ist hingegen der Dividendenabschlag im Nikkei. Derivate-Experte Nicolai Tietze erläutert: „Bei uns ist der Verfall der Emission ein paar Tage später als bei den Mitbewerbern. Am 27. März ist der Nikkei-Index ‚ex-Dividende‘ mit voraussichtlich 122,8 Punkten, das macht akutell circa acht Cent im Schein aus“. Konkret heißt das, dass der Nikkei am 27. März um den Wert der Ausschüttungen sinkt und der Emittent das in seinen Preisen berücksichtigen muss. 122,8 Punkte fallen bei einem Indexstand von rund 17000 Punkten in Index selbst kaum auf, bei Nikkei-Calls sind die Auswirkungen dagegen immens.

Da die Dividende kontinuierlich im Preis berücksichtigt wird, war das Papier beim Kauf ebenfalls günstiger als die Angebote der Konkurrenz. Für viele Anleger sicher ein Grund zuzugreifen. Doch was beim Einstieg wie ein Schnäppchen aussah, war keines und erinnert an die alte Börsianerweisheit „there is no free lunch“, an der Börse gibt es nichts umsonst. Unsere Überprüfung der historischen Quotes zum Zeitpunkt als L. gekauft hatte, belegt dies. Damals waren die Scheine der Deutschen Bank zwischen drei und neun Cent günstiger, als zwei früher fällige Emissionen von unterschiedlichen Anbietern.

Wissenswert, vor allem für die Käufer von Nikkei-Scheinen: Der Nikkei 225 ist ein Kursindex, sprich die Dividenden werden nicht im Index hinzugerechnet. Ein Aspekt, der vielen Anlegern bekannt ist, ebenso wie die daraus resultierenden Folgen: Schüttet ein Indexmitglied Erträge aus, wird die Zahlung vom Aktienkurs abgeschlagen, was auch für den Index ein marginales Minus bedeutet. So weit ist das alles üblicher Standard. Da aber in Japan die Ausschüttungen üblicherweise an wenigen Tagen – und das jeweils am Quartalsende – erfolgen, summieren sich die Beträge und die Kursabschläge wirken geballt auf den Wert des Index.

Ein Fakt, der selbst Derivateexperten überrascht und kaum ein Privatanleger kennt. Ärger ersparen und Missverständnisse vermeiden
ließen sich, wenn der Branchenprimus die Fälligkeiten seiner Papiere – ebenso wie die anderen Anbieter – vor die großen Ausschüttungstermine legt.

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