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K+S-Aktie: viel zu billig oder viel zu teuer?

Bei kaum einer anderen Aktie gehen die Meinungen zurzeit so weit auseinander wie bei der des Kaliproduzenten K+S. Nach dem rasanten Kursverfall der letzten Monate wittern manche Riesen-Erholungschancen bei dem DAX-Wert – und andere sehen noch viel tiefere Kurse voraus.

Seit dem Zusammenbruch des russisch-weissrussischen Kalikartells im Juli und dem darauf folgenden Kurssturz um zeitweise 40 Prozent mehren sich die Stimmen, die K+S-Kurse von rund 19 Euro, wo der DAX-Wert aktuell notiert wird, für ein echtes Schnäppchen halten. Immerhin ist das nur noch ein Fünftel des Rekordstands von vor fünf Jahren. Und selbst das diesjährige Kurshoch lag fast doppelt so hoch. Aber Vorsicht: Der Kalimarkt hat sich mit dem Austritt der russischen Uralkali aus dem Kartell so rasant gewandelt, dass praktisch alles möglich ist – aber eine anhaltende Kursschwäche doch am wahrscheinlichsten.

Optimisten hoffen vor allem darauf, dass auf Uralkali so starker politischer Druck aus dem Kreml ausgeübt wird, dass der weltgrößte Kaliproduzent das Kartell mit der weissrussischen Belaruskali neu aufleben lässt – zumal ein Uralkali-Großaktionär, der als Treiber für den Austritt gilt, seine Anteile verkauft hat. Wenn es dazu kommen würde, wäre K+S vermutlich wirklich günstig, denn dann käme es zu einer Erholung der Kalipreise.

Falls aber nicht, wird der Preiskrieg am Kalimarkt unverändert anhalten. Denn die Unternehmen können im neu entbrannten Kampf um Marktanteile nur zulegen, wenn sie Preiszugeständnisse machen. Und gerade in diesen Monaten werden die Kontrakte mit den großen Abnehmern für 2014 verhandelt. Da wollen alle insbesondere mit den größten Kunden China und Indien ins Geschäft kommen. Uralkali beispielsweise soll sogar die Preise für Lieferungen nach Indien rückwirkend für 2013 von 427 auf 375 Dollar je Tonne gesenkt haben. Und in Europa gelten momentan Preise von 330 bis 350 Dollar als Richtwert.

Das ist zwar noch weit von den Notierungen entfernt, die Uralkali nach dem Kartell-Austritt als wahrscheinlich genannt hatte – unter 300 Dollar. Aber da gleichzeitig die Verkaufsmengen für K+S und andere westliche Kaliproduzenten unter dem Druck der russischen Verkaufsoffensive deutlich nachgeben, verheißt das wenig Gutes für die Ertragskraft.

Dazu ein vereinfachtes Rechenbeispiel: Bei Produktionskosten von etwa 280 Dollar je Tonne, wie sie K+S zugeschrieben werden, blieben bei Verkaufspreisen von 400 Dollar immerhin 120 Dollar übrig – bei 340 Dollar sind es mit 60 Dollar gerade noch die Hälfte. Und wenn die Preise weiter bröckeln, wird es für K+S wirklich eng, zumal das Unternehmen zurzeit rund drei Milliarden Euro in eine neue Lagerstätte in Kanada investiert, und dafür Gerüchten zufolge nächste Woche eine Anleihe im Volumen von 1,5 Milliarden Euro aufnehmen muss.

Das alles sind zumindest kurz- und mittelfristig keine guten Anzeichen für K+S. Erfahrungsgemäß entfernen sich die Preise auf Märkten, die ein neues Gleichgewicht suchen, wie das beim bisher kartell-gesteuerten Kalimarkt der Fall ist, zeitweise weit von fairen Preisen, sprich sie fallen vorübergehend tiefer als es fundamental gerechtfertigt wäre. Diese Übertreibungsphase steht am Kalimarkt noch aus. Sie wird von manchen Marktbeobachtern erst Anfang des nächsten Jahres erwartet, wenn die Kontrakte für 2014 abgeschlossen werden. Bis dahin dürfte die K+S-Aktie ein Spielball der Spekulation und der unsicheren Erwartungen bleiben  – mit mehr Potenzial nach unten als nach oben.

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