Widersprüchlicher könnten die Nachrichten über Griechenland kaum sein. Immer mehr Experten sprechen von einer Erholung, und anscheinend haben Hedgefonds das Land als Spekulationsobjekt entdeckt – sie setzen auf Aufschwung. Doch nicht nur Starinvestor George Soros warnt: Die Griechenlandkrise ist noch lange nicht vorbei. Aus eigener Kraft werde das Land seine Schulden nicht abtragen können.
Wer hat Recht? Beide. Denn tatsächlich scheint der Abwärtstrend in Griechenland allmählich gestoppt. Die Arbeitslosigkeit sinkt leicht, die Einkaufmanagerindizes sind optimistischer geworden, es gibt zum ersten mal seit Beginn der Krise wieder kleine positive Wachstumsraten. Hedgefondsmanager John Paulson, der mit der US-Immobilienkrise ein Vermögen verdient hatte, wettet angeblich in großem Stil auf griechische Banken und lobt die wirtschaftsfreundliche Regierung in Athen.
Doch: Den gigantischen Schuldenberg wird Griechenland dennoch nicht abbauen können. Dafür ist die Wirtschaft bei weitem nicht stark genug. In so fern hat George Soros recht, „Jeder weiß, dass das Land seine Schulden niemals zurückzahlen kann“, sagte Soros im Gespräch mit Spiegel Online. Konsequent fordert er einen Schuldenerlass.
Genau darauf wird es wohl hinauslaufen müssen, so viel ist wohl allen Beteiligten in Wirtschaft und Politik klar. Die Schlüsselfrage ist, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist. Denn mit einem Erlass sind die Daumenschrauben weg, das Land wirklich grundlegend zu sanieren und regierbar zu machen. Andererseit sind die sozialen Zustände nicht mehr tragbar und müssen Europa beschämen.
Doch die Politik in Deutschland ist im Moment nicht in der Lage, ein solche Entscheidung zu treffen. Allerdings steigen die Chancen auf eine großzügigere Lösung mit einer neuen Koalition – egal ob sie Schwarz-Grün oder Schwarz-Rot wird. Und das ist vermutlich auch gut so.
0 Kommentare