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Freitagsfrage: Ist der Garantiezins bei Lebensversicherungen ein Auslaufmodell?

Die Lebensversicherer haben in den vergangenen Jahren viel Schimpf und Schande über sich ergehen lassen müssen. Vor allem der stark sinkende Ertrag der Kapital bildenden Lebensversicherung sorgt für Empörung. Die Assekuranz will aus dem Dilemma raus – und versucht, mit neuen Produkten, die keine lebenslange Garantie enthalten, Rendite und Kundeninteresse aufzupäppeln. Bedeutet dies das Aus für die LV-Police alter Prägung?

Die Kunden bekommen immer weniger Ertrag gutgeschrieben, der Streit um die Bewertungsreserven hat viel Renommee gekostet, und auch, dass manche Gesellschaften für bestimmte Kundengruppen den Schlussüberschuß streichen, steht in der Kritik. Alle diese Probleme haben ihren Ursprung darin, dass die Lebensversicherer viel zu zinslastig anlegen und deshalb in der Niedrigzinsphase nicht mehr genügend Rendite erzielen, um frühere Versprechungen einzuhalten. Rund 90 Prozent der Kundengelder stecken in Zinsanlagen, und das rächt sich zusehends. Denn mit 1,5 Prozent für sichere Staatsanleihen lassen sich auf Dauer keine ewigen Garantien von 1,75 Prozent finanzieren, wie sie derzeit bei Neuabschlüssen gelten.

So manche Versicherungsgesellschaft würde ja gerne mehr Risiko eingehen – aber da stehen die Aufsichtsregeln dagegen, die praktisch alle Anlagen außer Staatsanleihen mit höheren Eigenkapitalanforderungen bestrafen. Und mit der künftigen Regelung nach Solvency II wird alles noch strenger. Wer Garantien für bis zu 50 Jahre Ansparzeit und nochmal zig Jahre Rentenphase geben will, muss nach dem Willen der Aufsicht übervorsichtig agieren. Und das kostet Rendite. Die Lebensversicherer legen gerade einmal drei Prozent der Gelder in Aktien an und haben damit den Kursaufschwung der letzten vier Jahre fast nicht mitbekommen.

Die Großen der Branche versuchen deshalb, mit neuen Produkten (zusätzlich zur althergebrachten Police) die ewige Garantie zu umgehen und damit den Kunden mehr Rendite zu verschaffen. Ergo macht ab 1. Juli den Anfang, Allianz und Axa haben angekündigt, bald zu folgen. Zinsgarantien soll es zwar weiterhin geben, aber nicht mehr für die ganze Laufzeit. Da wird nur noch garantiert, dass der Kunde mindestens seine Einzahlungen zurückerhält. Ein schlechtes Geschäft bei angenommen 30 Jahren Laufzeit, denn da frisst die Inflation einen Großteil der garantierten Summe weg.

Trotzdem ist es vermutlich der einzige Weg aus der Renditefalle. Denn diese Konstruktion ermöglicht es den Versicherern, höhere Risiken einzugehen und vor allem ihren Aktienanteil aufzustocken. Damit wird zumindest das Paradoxon vermieden, das beim alten Modell herrscht: Obwohl Versicherer aufgrund der extrem langen Geldanlagen prädestiniert wären, die langfristig rentabelste Investmentform Aktie zu bevorzugen und zwischenzeitliche Kursrückschläge auszusitzen, verzichten sie fast ganz auf Aktien.

Das soll sich mit den neuen Produkten ändern. Bei ihnen solle die Aktie eine weitaus größerer Rolle spielen. Und wenn sie erfolgreich sind und nach einigen Jahren deutlich höhere Erträge ausweisen als herkömmliche Versicherungen, wird der Konkurrenzdruck die anderen Anbieter dazu zwingen, ebenfalls neue Produkte mit verringerter Garantie zu vertreiben. Und dann wäre die ewige Zinsgarantie tatsächlich ein Auslaufmodell. Zumindest bei den Neuabschlüssen.

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1Kommentar
  1. Hallo Herr Linder,

    ich persönlich glaube schon, dass das Garantiemodell bei deutschen Lebensversicherungen ein Auslaufmodell darstellt. Aus sicheren Quellen weiß ich, das vor allem die großen Lebensversicherer (Allianz, AachenMünchener und die Ergo) bereits an völlig neuen Konzepten arbeiten, welche Sie dann neben den fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen anbieten werden.

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